Welche Werbetexte werden eher gelesen, kurze oder lange?
Die kurze Antwort: Kommt drauf an.
Die ausführliche Antwort: Kommt hier (Achtung, der Text ist etwas…länger).

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Ich bin Texterin, und in Erstgesprächen bitten mich Kunden meist um eins:

Dass die Texte für ihr Marketing „kurz und knackig“ werden. Denn das sei besser als lange Texte. Keiner möchte schwafeln oder langweilen, sondern lieber zügig auf den Punkt kommen.

„Ja, aber nein“, interveniere ich dann, „das kann man man so pauschal nicht sagen.“ Schauen wir uns das mal an.

Vorweg: Wo sich die Frage nach kurzen oder langen Texten nicht stellt

Über einen Instagram-Post oder einen Flyer müssen wir hier nicht sprechen, denn da gilt die Zeichenbegrenzung, bzw. irgendwann kommt der Papierrand. Bleiben also Websites, Blogs und Landingpages, bei denen man nach unten scrollen kann, bis der Arzt kommt.

Was spricht hier für lange oder kurze Texte?

Schreibe lieber kurze Texte, wenn…

 

 

…deine Kunden einfach nur Information brauchen.

Zum Beispiel auf der Kontaktseite. Hier suchen Nutzer Telefonnummern, E-Mail-Adressen oder Öffnungszeiten. Alles, was darüber hinausgeht, lenkt nur ab.

…sowieso niemand lange Texte erwartet.

Nicht nur die Kontaktseite, sondern auch Social-Media-Posts oder kurze Produktbeschreibungen auf E-Commerce-Seiten funktionieren besser, wenn sie prägnant sind.

…du eine Startseite texten willst.

Denn hier kommt es auf übersichtliche Texthäppchen an, die dem Leser einen Überblick über die ganze Website geben (Angebotsübersicht, Freebie, Über-mich-Teaser, Kundenstimmen, Blog-Teaser,…)

…wenn Botschaft und Zweck eindeutig sind.

Kurze Texte sind ideal für klare Handlungsaufforderungen wie „Jetzt kaufen“, „Termin vereinbaren“ oder „Newsletter abonnieren“. In diesen Fällen geht es darum, den Leser ohne Umwege zur gewünschten Aktion zu führen.

Schreibe lieber lange Texte, wenn…

 

 

…du komplexe Themen erklärst.

Bei einer neuen Dienstleistung oder einem Produkt reicht oft ein Satz nicht aus. Kunden wollen wissen: Was bringt es mir? Wie funktioniert es? Warum sollte ich das kaufen? Durch lange Texte kannst du alle Fragen umfassend beantworten und potenzielle Zweifel ausräumen.

…du Vertrauen aufbauen möchtest.

Niemand kauft einen Online-Workshop für 399 Euro, ohne sich vorher ausführlich über den Anbieter zu informieren. Hier kannst du durch detaillierte Kundenstimmen, ausführliche Referenzen oder Hintergrundinfos über dich und dein Unternehmen das Vertrauen deiner Zielgruppe gewinnen. Und das geht eben besser mit langen Texten.

…es um Blogbeiträge geht.

Der Blog, eine unendliche Spielwiese! Hier kannst du Wissen teilen, Mehrwert bieten oder einen bestimmten Standpunkt erklären.

Und hier gilt besonders, was ich immer gern predige:

Der Inhalt bestimmt organisch die Länge des Textes.

Und: Bis zum Ende gelesen wird, was spannend ist.

Ein kurzer Text kann Leser neugierig machen, aber ein langer Artikel gibt ihnen das Gefühl, dass sie wirklich etwas gelernt haben.

Bei mir ist es so, dass vor allem meinungstarke Blogbeiträge deutlich länger werden als Blogs, bei denen man „nur“ was übers Texten lernen kann.

…du Emotionen wecken willst.

Denn nach wie vor sind es Emotionen, über die verkauft wird. Und da sind wir dann ganz schnell beim Storytelling und dem Gegensatz Zusammenfassung – Zeigen.

Hier eine Zusammenfassung von einer Über-uns-Seite:

Unser eingespieltes Team arbeitet kompetent zusammen.

Und hier das Gleiche bildhafter und lebendiger:

Wir sind seit vielen Jahren ein eingeschworenes Team, dass sich richtig für Sie ins Zeug legt. Manchmal herrscht in unseren Büroräumen lange konzentrierte Stille. Aber wenn Content-Creator Daniel dann plötzlich ein paar hektische Notizen auf Post-its kritzelt, weiß Designerin Laura meistens schon, dass ihm gerade die 1-Mio-Dollar-Idee gekommen ist. Und dann geht’s sofort mit einer großen Tasse Kaffee zum Brainstormen in den Konferenzraum.

Du siehst: Durch anschauliches Storytelling werden die Texte länger, und das ist völlig okay so.

…du bei Google ranken willst.

In einen längeren Text kannst du eher relevante Keywords einbauen. Dadurch können Suchmaschinen den Kontext des Textes besser verstehen und ihn für eine breitere Palette von Suchanfragen ranken.

Außerdem mag Google umfassende Inhalte, die ein Thema in der Tiefe behandeln. Längere Texte signalisieren: Hier gibt es Antworten auf viele Fragen, die Nutzer zu einem bestimmten Thema haben könnten. Das erhöht die Relevanz des Inhalts.

Fazit: kurze oder lange Texte?

Kurze Texte sind gut, und lange Texte sind auch gut. Es gibt keine Universallösung. Texte müssen zur Plattform, zur Zielgruppe und zum Ziel passen. Dies hier ist zum Bespiel ein längerer Blogbeitrag, der dir etwas in 700 Wörtern erklärt. Das hat etwas gedauert. Aber du hast bis zum letzten Satz gelesen 😉.