Menu ohne ü, Navigationsleiste, Burger, Menüstruktur – Bezeichnungen gibt’s viele für den Aufbau einer Website. Eins aber sollte immer gleich sein: die klassischen Unterseiten. Warum du da besser auf Kreativität verzichtest, erkläre ich hier.
Ich hatte mal einen Kunden, der war ziemlich aufgeregt. Er startete gerade als Fotograf in die Selbstständigkeit, ich sollte ihm die Texte liefern, und weil er aus Kiel kam, wollte er für die Menüstruktur seiner Website alles Maritime als Dach-Metapher.
„Pass auf“, sagte er, „wir machen das so: Startseite lassen wir direkt weg. Mein Angebot nennen wir ‚Meine Route‘, aus dem Blog machen wir ‚Logbuch‘ und statt ‚Kontakt‘ sagen wir ‚Anker werfen‘. Geil, oder?“
Es kostete mich all meine Überzeugungskraft und viel Fingerspitzengefühl, bis ich ihm das wieder ausgeredet hatte. Am Ende sah die Menüstruktur seiner Website so aus: Start, Leistungen, Über mich, Portfolio, Kontakt, Ende Gelände.
Aber warum ist eine klare Navigation statt ein bisschen Originalität so wichtig?
Weil Website-Besucher keine Zeit für sowas haben. Sondern Infos suchen.
Und wenn sie die nicht schnell und intuitiv finden, ziehen sie weiter, und zwar zur Konkurrenz. Vielleicht waren sie auch schon vorher auf drei anderen Fotografen-Websites, fanden die aber nicht überzeugend, verlieren langsam die Lust und landen jetzt auf der von meinem Fotografen.
Und dort lesen sie dann: „Anker werfen“. What the heck?!
Potentielle Kunden entscheiden sich innerhalb von 3 Sekunden, ob sie auf deiner Website bleiben oder nicht.
Das belegen Studien. Und wenn die Menüstruktur der Website nicht eindeutig ist, gehen sie wieder. Eine unübersichtliche Navigation kann also den Unterschied machen zwischen einem gewonnenen Auftrag und einem verlorenen Interessenten.
Gelernt und verinnerlicht: die klassischen Unterseiten
Seiten wie „Startseite“, „Über uns“, „Leistungen“ und „Kontakt“ findest du auf jeder Website, und sie sind nicht ohne Grund die Standards. Sie machen Kunden die Orientierung leicht, weil sie sofort wissen, welche Informationen sich hinter welcher Unterseite verbergen.
Kunden erwarten diese Kategorien also, weil sie sie kennen und intuitiv finden. Kreative Ausraster wie „Unsere Story“ statt „Über uns“ oder „Say Hi“ statt „Kontakt“ mögen locker-flockig wirken, sorgen aber für Verwirrung. Kreativität schön und gut, nur bitte nicht in der Menüstruktur einer Website.
Außerdem lieben nicht nur Kunden einfache Strukturen, Google tut das auch. Ein Menüpunkt wie ‚Leistungen‘ sagt Google viel mehr als ‚Unsere Route‘ – und hilft dir dabei, besser gefunden zu werden.
Okay, aber wie viele Unterseiten dürfen es dann sein?
Hast du schon mal von der „Miller’schen Zahl“ gehört? Sie besagt, dass das menschliche Gehirn idealerweise 7 Elemente gleichzeitig erfassen kann. Deshalb sollte dein Hauptmenü maximal sieben Unterseiten nebeneinander enthalten.
Ein Beispiel für eine Menüstruktur einer Kunden-Website:
Mein Kunde hatte ein IT-Unternehmen und verschiedene Angebote, nämlich IT-Support, IT-Sicherheit und IT-Service. Damit alle Kunden schnellstmöglich zu ihrem Wunsch-Angebot finden, hätten wir also das hier machen können:
Start | IT-Support | IT-Sicherheit | IT-Service | Über uns | Kontakt | Blog | Impressum
Das bringt den Betrachter optisch schon an seine Grenzen. Was also tun? Alle Einzelleistungen als Unterseiten in einem Drop-down unter „Angebote“ zusammenfassen:
Start | Angebot | Über uns | Kontakt | Blog
Und das Impressum ist immer besser im Footer aufgehoben, also dem untersten statischen Abschnitt einer Seite. Jetzt ist die Menüstruktur der Website viel übersichtlicher und schlanker und bietet schnell Orientierung.
Es gibt noch mehr typische Unterseiten, die aber nicht zu jedem Unternehmer passen, zum Beispiel:
FAQ (Häufig gestellte Fragen)
Ideal, um häufig auftretende Fragen vorab zu klären und Zeit bei der Kundenkommunikation zu sparen
Case Studies / Erfolgsgeschichten
Detaillierte Beispiele von Projekten, um Kompetenz und Arbeitsweise zu zeigen (besonders bei beratenden Berufen)
Kundenstimmen / Testimonials
Zitate oder Bewertungen zufriedener Kunden, oft kombiniert mit einem Portfolio
Karriere / Jobs
Für Unternehmen, die aktiv Mitarbeiter:innen suchen, ist diese Seite unverzichtbar
Downloads / Ressourcen
Z. B. PDFs, Whitepapers, Formulare oder Anleitungen, oft in Branchen wie Bildung oder Technologie
Glossar / Wissen
Erklärung von Fachbegriffen, häufig in Nischenbranchen oder bei komplexen Dienstleistungen
Standorte / Filialen
Für Unternehmen mit mehreren Niederlassungen oder stationären Geschäften
Shop
Bei Unternehmen, die Produkte oder Dienstleistungen direkt online verkaufen
Presse
Für größere Unternehmen, die Pressematerialien oder Medienberichte bereitstellen möchten
Auch hier ist bei jeder Seite sofort klar, worum es sich handelt.
Du merkst also:
Eine klare Menüstruktur ist kein Nice-to-have, sondern essenziell für den Erfolg deiner Website. Sie sorgt dafür, dass sich Interessenten schnell orientieren, die gewünschten Informationen finden und im besten Fall zu Kunden werden. Also: Experimentiere lieber in anderen Bereichen, aber nicht bei Menü und Navigation.
Übrigens, nicht vergessen:
Auf Smartphones ist die Übersichtlichkeit noch entscheidender. Ein klares Website-Menü passt sich mit seiner Struktur besser an mobile Ansichten an und verhindert, dass Nutzer im Dropdown-Dschungel verloren gehen.
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