Seit ChatGPT & Co in unserem Business-Alltag angekommen sind, lesen wir Texte anders. Und fragen uns jetzt öfter mit gemischten Gefühlen: Ist dieser Text, den ich gerade lese, etwa von einer KI?

 

Was gleich zur nächsten Frage führt:

Ist es denn überhaupt wichtig, ob das, was wir lesen, KI-generiert oder nicht ist? Ja, ist es.

Denn ich bin mir sicher, dass viele instinktiv keinen KI-Text wollen. Zumindest nicht dann, wenn es nicht nur um reine Wissensvermittlung geht, sondern um Zwischenmenschliches.

Dazu mal ein Beispiel:

Vor einiger Zeit habe ich einen Business-Kontakt geknüpft, mit dem ich mich ein paar Mal unverbindlich ausgetauscht habe. Nichts Spektakuläres. Im Dezember dann bekam ich von diesem Kontakt folgende Weihnachts-Email:

Sehr geschätzte Geschäftspartner*innen,

das Jahr 2024 neigt sich dem Ende zu – ein Jahr voller spannender Projekte und wertvoller Zusammenarbeit. Ich möchte diese Gelegenheit nutzen, um mich bei Ihnen herzlich für das entgegengebrachte Vertrauen zu bedanken.

Gemeinsam konnten wir in diesem Jahr viel bewegen und erreichen – Ihr Vertrauen und die konstruktive Zusammenarbeit haben mich dabei stets motiviert.

Für die Zeit zwischen den Jahren wünsche ich Ihnen und Ihren Familien erholsame und ruhige Momente. Nutzen Sie diese Zeit, um neue Kraft zu tanken und das Jahr in Ruhe ausklingen zu lassen.

Ich freue mich darauf, auch im kommenden Jahr gemeinsam mit Ihnen neue Wege zu gehen.
Ich wünsche Ihnen einen guten Start und ein erfolgreiches, gesundes Jahr 2025!

Herzliche Grüße
xx

Und du weißt sofort, dass dieser Text KI-generiert ist, richtig? Lass uns mal schauen, woran man das erkennt und warum das hier so fehl am Platz ist.

Dieser Weihnachtsgruß ist…

…absolut unpersönlich

Diese Mail könnte an jeden und jede geschickt werden. Sie greift keine individuellen Themen auf, enthält keinen Bezug zu vorherigen Gesprächen oder gemeinsamen Erlebnissen. Mein Name in der Anrede? Fehlanzeige.

…voller austauschbare Floskeln

„Spannende Projekte“, „wertvolle Zusammenarbeit“, „neue Kraft tanken“ – all das klingt, als hätte jemand eine generische Vorlage befüllt. Nichts, was hängen bleibt.

…ohne eigenen Stil oder Handschrift

Die Sätze sind glattgebügelt, neutral und absolut vorhersehbar. KI-generierter Text ist der, der makellos, aber auch seelenlos daherkommt.

Du erkennst hier sofort den Befehl, der bei ChatGPT eingegeben wurde: Texte mal für all meine Business-Kontakte eine nette Weihnachts-Email. Enter.

Dieser Weihnachtsgruß war sicher freundlich und aufmerksam gemeint, bewirkt aber das genaue Gegenteil. Denn:

Menschen wollen Texte von echten Menschen.

Diese KI-Weihnachtsmail hat mich nicht berührt. Sie hat absolut nüschts in mir ausgelöst. Denn sie war nicht für mich geschrieben, sondern für alle. Und das ist genau das Problem.

Wir möchten doch erfahren, was andere wirklich denken, fühlen und sagen. Wenn wir einen Text lesen, dann suchen wir nach Persönlichkeit, Authentizität, dem kleinen Detail, das zeigt: Hey, da hat sich jemand wirklich Gedanken gemacht.

Wir wollen sprachliche Einschläge wie „Moin“ oder „Servus“, die typischen Emojis, die nur der Absender immer verwendet, und Bezüge und Anekdoten zu uns, die sonst keiner erlebt hat oder kennt.

Reiner KI-Text ist okay, wenn es z. B. um

  • FAQ-Seiten,
  • Produktbeschreibungen,
  • oder technische Anleitungen

geht. Aber Zwischenmenschliches? Nö.

Warum schreiben dann manche solche KI-Texte?

Na ja. Weil’s einfacher ist. Ich selbst benutze ja auch KI. Aber ich würde nie, nie, nie eine Weihnachtsmail mit ChatGPT erstellen. Da kann man sich dann auch gleich ne Axt ins Bein hacken. Vielleicht hatte der Verfasser der Mail einer dieser Painpoints:

Zeitmangel

„Mal sehen, noch Weihnachtsgeschenke besorgen, Projekte eintüten, Tanne kaufen, und ach verdammt, wollt ja noch ne Weihnachtsmail tippen, hm – ach, geht ja flott mit KI.“ Persönliche Worte kosten mehr Zeit.

Unsicherheit beim Schreiben

Manche Menschen tun sich schwer damit, ihre Gedanken in Worte zu fassen. KI ist dann eine bequeme Krücke.

Der Wunsch, professionell zu klingen

Oder er hatte Angst, dass ein zu persönlicher oder lockerer Ton unseriös wirken könnte. KI-Texte klingen geschliffen und neutral – aber leider auch leblos.

Noch ein paar verräterische Eigenarten, an denen du Texte von ChatGPT erkennst:

  • Sie fangen oft mit „In einer Welt (…)“ an. Ich weiß nicht warum, aber es ist so
  • ChatGPT gendert, wenn du nicht explizit was anderes briefst
  • Zwischen Sinn-Abschnitten sind oft visuelle graue Balken zur Abrenzung
  • In ChatGPT-Texten wimmelt es von Gedankenstrichen und Fettungen
  • Logischer Aufbau wie aus dem Lehrbuch: Einleitung → Hauptteil → Fazit. Yes, Sir.

 

Fazit: Wenn du merkst, dass der Text KI-generiert ist, ist was falsch gelaufen

KI kann nützlich sein; als Sparringspartner, um Gedanken zu strukturieren, Ideen zu generieren oder Schreibblockaden zu lösen. Aber wenn du das Gefühl hast, dass du gerade einen reinen KI-Text liest, kann es kein sehr gelungener Text sein.

Und ein bisschen peinlich ist es auch, denn es offenbart die Schwächen bzw. die Bequemlichkeit des Verfassers.

Und wenn du selbst KI-Texte vermenschlichen willst?

Ein guter Text sollte beides verbinden: Effizienz durch KI, Persönlichkeit durch dich. Ein KI-generierter Text ist der Ausgangspunkt. Aber erst deine individuellen Worte, deine Tonalität und deine echten Gedanken machen ihn zu einem Text, der wirklich ankommt.

Also: Nutze KI, aber lass sie nicht für dich sprechen. Denn am Ende wollen wir von Menschen lesen, nicht von Maschinen.

Mach‘s so:

  • Sieh den KI-Text als Gerüst bzw. als Rohstoff, den du formen und bewusst umschreiben kannst
  • Baue eigene Formulierungen bzw. deine Meinung dort ein, wo es Sinn macht
  • Spicke den Text mit persönlichen Anekdoten, bildhaften Beispielen oder Insider-Bezügen
  • Und lass deinen eigenen Humor oder eine persönliche Note einfließen

Dann klappt’s auch mit der Weihnachts-Mail 😉.

 

 

 

 

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